(von Pia Fridhill) Jens klimpert gerne auf seiner Gitarre herum und feilt an neuen Songideen, während er Fußball schaut. Eine seiner Ideen, ein instrumentales Stück im Fingerpicking-Stil, hat ihn über die Jahre schon durch hunderte Fußballspiele begleitet und wir dachten beide, es würde dabei bleiben: ein instrumentales Gitarrenstück, nur zum Spaß beim Fußball gucken.
Mein Onkel spielte früher, in den 60ern und 70ern, Bass in einer Tanzband. Wir Machen immer einen Zwischenstopp bei ihm Malmö, wenn wir auf dem Weg nach Schweden in den Urlaub sind. Jens spielte ihm sein Gitarrenstück vor und mein Onkel jammte dazu auf seinem Höfner-Bass (Paul McCartney’s Bass). Er war rundum zufrieden, denn es war SEINE Musik, - Bossa Nova – und er bekommt nicht mehr allzu oft die Gelegenheit, mit anderen zu jammen. Auf einmal hörte er auf zu spielen und sagte: „Ich würde diesen Song gerne The Vacation (z.Dt. ‚Der Urlaub‘) nennen! Es fühlt sich wie ein sommerlicher Urlaubssong.“
Nachdem ich mir den Kopf zerbrochen hatte, um eine gute Melodiestimme zu finden, während die beiden spielten (ich kam mir ein bisschen überflüssig vor), fühlte ich mich von diesem Titel inspiriert…aber noch immer wollte mir nichts einfallen…also, von meinem Kreativitätsmangel frustriert, tippte ich bei Google „vacation poem“ ein und landete sofort bei Wendell Berry’s wunderschönem Gedicht über einen Mann, der seinen gesamten Urlaub hinter der Kameralinse verbringt, und seinen Urlaub nicht wirklich erlebt sondern vielmehr für später konserviert indem er alles, was er sieht, filmt. Ich kann ehrlich sagen, dass ich niemals daran gedacht hätte, etwas so realitätsfernes zu schreiben – ich wäre nicht mal auf die Idee gekommen, dieses normalerweise so unbedarfte Thema ‚Urlaub‘ umzukehren in etwas so tragisch Trauriges. Aber ich weiß, dass es diese Menschen gibt. Bei unserer Hochzeitsfeier verabschiedete eine Dame sich vorzeitig mit der fadenscheinigen Entschuldigung, dass der Akku ihrer Kamera sowieso leer sei und es daher eh keinen Sinn mache, noch zu bleiben!
Jens‘ Gitarrenstimme war schwierig zu singen, also dachten wir uns eine neue Melodie für die Gesangsstimme aus, die über die originale Gitarrenmelodie passte. Der Großteil des Gedichts ließ sich gut singen, aber ein paar kleine Änderungen waren nötig und ein paar Zeilen mussten hinzugefügt werden, um die erste und zweite Strophe zu komplettieren. Weil die originale Gitarrenmelodie eigentlich ein eigenes Musikstück war, entschieden wir uns dazu, dem Song eine ungewöhnliche Form zu geben: das Gitarrenstück bildet ein 16 Takte langes Intro, bevor die erste Strophe einsetzt. Dann taucht die Gitarrenmelodie noch einmal instrumental in einem Zwischenstück auf, sodass ich in diesem Stück deutlich weniger singe als in unseren anderen Songs. Weniger ist mehr.